20.11.10
Herbstmagielos
Überall goldenes, rotes Laub. Dein Name klingt noch nach wie vor wie eine gewohnte Melodie in meinen Ohren. Bei jedem Lied denke ich daran, wie wir zusammen waren. Das war einmal. Lange her. Aber eine Erinnerung bleibt immer an dich: Alles Schöne, Einfühlsame erinnert mich an deine Existenz. Und ändern wird sich das nicht all zu schnell. Letzten Herbst habe ich dich kennengelernt. Ich habe dich lieben gelernt. In all der Zeit warst du für mich das Cabriolet an der südfranzösischen Küste, der Wüstenwind, die Sonne über dem Meer. Und eines Tages war ich nichts anderes als alte Luft von gestern für dich. Du hast dich nie wieder mitgeteilt, kein einziges Lebenszeichen. Wo liegt da die Gerechtigkeit, der Verdienst? Ich weiß es bis heute nicht. Oft liege ich des Nachtens wach und denke daran, wie viele Frauen du schon in dein Bett gelassen hast, vielleicht ja auch eine deine Liebe gewonnen haben. Allerdings bist du wieder in einer anderen Stadt, in einem anderen Land. Ich treffe noch heute deine Freunde aus glücklicheren Zeiten, alle erinnern mich an dich, wie auch die Orte, an denen wir zusammen gewesen sind. Du spukst wie ein Nachtgeist in meinen Gedanken, ich fühle mich nicht mehr in der Lage, das jemals los zulassen. Wozu auch? Du warst meine Herbstmagie, mein Zauber, der mich gebrochen hat. Ich halte an dir fest, ohne mich selber zu beachten. Doch der Herbst lässt Blätter von Bäumen fallen, Altes wird abgeworfen. Altes gerät in Vergessenheit, verrottet auf dem irdischen Grund. Herbstmagie, die mich verändert hat, Klänge in mein Ohr zauberte, Gebirge trennte und Bedingungslosigkeit erhielt. Du bist es, der Sucht nach Zerstörung in mir veranlasste. Und nun bin ich alte Herbstluft. Der Winter kommt, und der Herbst vergeht. Doch weiß ich auch, dass der Frühling herbeieilen und Blüten hervorrufen wird. Diese werden sprießen und gedeihen. Wachsen, bis die Verwelkung einsetzt. Und doch sehne ich mich nach dem Nebel, der die Welt im Herbst umgibt und Undurchsichtigkeit verbreitet. Herbstmagie, ich sehne mich nach Vergehen und Tristesse. Denn wer braucht blühendes Leben und Farben, wenn er seine Erfüllung in grauen Schwaden gefunden hat? Dein Nebel, Herbstmagie, wird sich in aller Unendlichkeit durch meine Erinnerung wagen und die Freude auf den Frühjahrszauber verderben. Bruch, Zerstörung, nichts anderes hast du hinterlassen. Ich möchte fliehen, fliehen in einen Zustand der Leere. Weit weg von Dunkelheit, grauen Landschaften und Bedrücktheit. Ein einziges Mutzugeständnis und es ist soweit. Stehe nach meinem Dahinscheiden auf meinem Grabsteine: Kind des Frühjahres, welches der Herbstmagie erlag und die Sonne nicht mehr sehen wollte.
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